Womb Healing: Mein Weg zu mehr Weiblichkeit und Selbstliebe

Geschrieben von

Maren Potschies

Maren ist Achtsamkeitslehrerin, Spiritual Coach, Lehrerin für Vinyasa und Yin Yoga und Business Mentorin für spirituelle Selbstständige.
Seit 2017 selbstständig hat sie bereits über 30.000 Teilnehmer:innen von ihrer bodenständigen und sanften Art, Yoga zu unterrichten, überzeugt.

Ihr Gruppenprogramm “Mindful Living” hilft Frauen zu mehr Achtsamkeit im Leben, indem sie ihnen nahe bringt, dass Achtsamkeits- und Atemübungen direkt in den Alltag integriert werden können. Mit ihrer Membership “The Mindful Yin Club” hat sie ein zu Hause für alle geschaffen, die sanftes Yoga und transformierende Meditationen lieben und mehr über ein achtsames und bewusstes Leben lernen möchten.

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Dies wird ein sehr persönlicher Blogbeitrag. Es ist ein Erfahrungsbericht, meine Erfahrung.

Nach jahrzehntelanger, hormoneller Verhütung, habe ich ein womb healing erfahren, was verstörend, reinigend und wunderschön zugleich war. Ich habe eine tiefe Verbindung zu meiner Weiblichkeit gefunden, voller Selbstliebe, Respekt und Demut.

Hormonelle Verhütung – so schön praktisch

Ich gebe zu, ich fand es jahrelang sehr praktisch, keine Periode zu haben. Die Hormonspirale, die ich mir nach der Geburt des zweiten Kindes einsetzen ließ, verhinderte meine Periode komplett. Vor den Kindern hatte ich schon über 10 Jahre mit der Pille verhütet. Ich hatte keinerlei Zugang zu meinem Zyklus und machte mir auch keine Gedanken darüber.

Als ich 2015 mit meiner Yogalehrerausbildung begann, lernte ich mehr über mich und meinen Körper, wie alles mit allem verbunden ist und bekam ein tieferes Verständnis für meinen Körper.

Dann tauchte ich tief in die Yogabubble ein und fühlte mich den freien, tanzenden Frauen, die vollständig mit ihrem Körper verbunden schienen und einen natürlichen Umgang damit propagierten, irgendwie fremd. Hormonelle Verhütung war natürlich verpönt, unterdrückt sie doch das natürliche Zyklusgeschehen und in der Yogabubble ist alles frei, fließend und natürlich. So fühlte ich mich immer ein bisschen fremd oder zumindest nicht zugehörig.

Ein erster Zugang

Anfang 2021 ließ ich mir dann die Hormonspirale entfernen. Wir hatten einen anderen Weg der Verhütung gefunden und so bekam ich das erste Mal seit der Geburt unseres zweiten Kindes 2007 wieder Zugang zu meinen Zyklus. Ich feierte alles, was ich spürte. Durch die jahrelange Yoga- und Achtsamkeitspraxispraxis hatte ich mittlerweile ein sehr feines Gespür für meinen Körper entwickelt und fand es einfach großartig.

Ein halbes Jahr später buchte ich eine Weiterbildung, die sich mit Themen rund um Weiblichkeit und Spiritualität befasste. Ich verspürte den Wunsch tiefer in das Thema einzusteigen und dort passierte, während einer Meditation, etwas gleichermaßen Verstörendes, wie auch Wunderschönes.

Warum schreit mich meine Gebärmutter an?

Wir machten also eine Meditation, eher eine Phantasiereise zu unserer Gebärmutter. Einfühlsam und mit ruhiger Stimme leitete uns die Yogalehrerin an. Es war eine leichte und entspannte Wohlfühlatmosphäre. Ich lag auf meiner Yogamatte, meine Lieblingsdecke schenkte mir wohlige Wärme, meine Atmung floss dahin und ich freute mich darauf, gleich meine Gebärmutter vor meinem inneren Auge zu visualisieren. Ich meine, mal ehrlich, wann hast du schon mal die Chance dazu?

Ich schloss meine Augen und die Reise in unser Innerstes begann. Wir reisten tief in unser Becken hinein und schauten uns dort erstmal in Ruhe um, um uns mit dem Terrain vertraut zu machen. Nett dort, dachte ich noch. Der Uterus, die kleinen flauschigen Eierstöcke, ein vollständiges Bild erschien vor meinem inneren Auge. Dann forderte die Yogalehrerin uns auf unserer Gebärmutter einen Ton zu verleihen, aber anstatt der erwarteten lieblichen Klänge in Helligkeit und Leichtigkeit, hörte ich ein leises Grollen aus meinem Unterleib.

Urplötzlich zuckte ich zusammen und schoss vor Schreck fast von der Yogamatte. Ein klagender, lauter Schmerzensschrei durchfuhr mich schrill und tief zugleich. Es war wie der Höllenschlund, der sich auf einmal auftat. Meine Gebärmutter verwandelte sich in das Gemälde “Der Schrei” von Edvard Munch. Sie wandelte sich zu einer schwarzen, zähen, fast teerartigen Masse und hörte nicht auf ohrenbetäubend laut zu schreien.

Tränen schossen in meine Augen und strömten unaufhörlich mein Gesicht hinab. So hatte ich mir das nun wirklich nicht vorgestellt. Ich hörte mich schluchzen, vollkommen schockiert von diesem Bild und Ton aus meinem tiefsten Inneren. Was
passiert hier? Wo waren die lieblichen Klänge und der rosa Wattebausch, den ich erwartet hatte, zu sehen und warum hörte meine Gebärmutter nicht auf ohrenbetäubend zu schreien?

Für mich eine gefühlte Ewigkeit später, holte uns die Yogalehrerin aus der Meditation heraus.

Ich war vollkommen durcheinander und konnte nicht aufhören zu weinen.

Erst langsam beruhigte ich mich. Es sollte tage- ach, was sag ich, wochenlang dauern, bis ich verstand, was da passiert war.

Der Heilungsprozess

Was danach passierte

Was war also passiert in dieser Meditation? Warum hatte mich meine Gebärmutter angeschrien?

Nun, meiner Meinung nach, hatte sie allen Grund dazu. Jahrzehntelange, hormonelle Verhütung, nur durchbrochen von den Geburten meiner zwei Kinder, kein Zugang zu meinem Zyklus, schambehaftetes Stillschweigen darüber, weil es als Yogalehrerin sehr verpönt ist, nicht dem Flow seines Körpers zu folgen. Meine Gebärmutter hatte allen Grund dazu, mir ihre Wut und Enttäuschung lautstark zum Ausdruck zu bringen. Denn endlich, endlich, konnte sie sich überhaupt Gehör verschaffen. Endlich durfte sie mir mitteilen, was sie von der jahrzehntelangen Missachtung und Vernachlässigung hielt und durfte all ihren Schmerz herausschreien.

Es folgten noch viele weitere Meditationen in diese Richtung, bis mein Uterus sich in den weichen, fluffigen, rosa Wattebausch verwandelte, den ich mir so sehr wünschte. Durchzogen von Goldfäden und strahlend hell, ist sich meine Gebärmutter meiner Aufmerksamkeit mittlerweile sicher.

Heilung zwischen Mutter und Tochter

Ich realisierte, wieviel ich verpasst hatte. Die Hormonschwankungen kann ich mittlerweile sehr fein wahrnehmen, ich passe sogar meine Arbeit und meine sportlichen Aktivitäten darauf an. Ich liebe meine Zyklus und bedauere, dass ich mir ihn nicht schon eher zugetraut habe.

Vergebungs- und Heilarbeit habe ich aber nicht nur meiner Gebärmutter gegenüber geleistet, sondern auch meiner Tochter. Denn mich überfiel ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Wieviel hatte ich verpasst? Welche Chancen hatte ich vertan von Beginn an, einen offenen Umgang mit dem weiblichen Zyklus als vollkommen normal in unserem Haus zu etablieren? Wie sehr hatte ich sie damit allein gelassen?

Es gab bei uns einfach sehr lange keine Gespräche über den Zyklus und die Periode, ich hatte ja keine. Es war nicht selbstverständlich, dass Hygieneartikel offen herumstanden und wir offen darüber sprachen und uns dazu austauschten, ich brauchte ja keine. Natürlich habe ich mit ihr darüber gesprochen, keine Frage, aber es war einfach nicht dasselbe.

Jetzt sind wir auf einer anderen Ebene miteinander verbunden, wir sitzen beide im selben Boot und sprechen offen über die Zyklusphasen und alles, was damit einhergeht.

Über Weiblichkeit und Kartoffelsäcke

Der Schrei meiner Gebärmutter ist jetzt ziemlich genau zwei Jahre her und ich habe bis jetzt nie öffentlich darüber gesprochen. Manche Dinge brauchen einfach etwas länger und etwas so Intimes zu teilen, erfordert viel Mut. Es brauchte seine Zeit, mich mit meiner Weiblichkeit auseinanderzusetzen und was das überhaupt für mich bedeutet. Findest du mich heute vor allem in bequemen Yogatights und Sneakern vor, habe ich mich früher sehr weiblich gekleidet. Als meine Kinder klein waren, trug ich vor allem Kleider und hohe Schuhe, was vornehmlich in der Außenwahrnehmung als weiblich und feminin gilt. Gleichzeitig war ich in dieser Zeit innerlich vollkommen abgeschnitten davon, meine Weiblichkeit zu spüren. Interessant, oder? Nun, was ich eigentlich sagen will ist folgendes:

Meiner Meinung nach kannst du auch in einem Kartoffelsack weiblich aussehen, denn es kommt darauf an, wie du deine Weiblichkeit verkörperst, wie sehr du sie spürst und wie du diese Energie nach außen trägst. Wenn du dich damit beschäftigt hast, was Weiblichkeit für dich bedeutet, wenn du es durchdrungen und deine Wunden geheilt hast, erst dann kannst du es zu 100% authentisch nach außen tragen. Ob in einem sexy Kleid, Yogatights oder Kartoffelsack. Du allein darfst entscheiden, was für dich weiblich ist.

Heute gebe ich selber womb healings in meinen 1:1 Räumen. Damit noch viel mehr Frauen aus ihrer fundameltalen Kraft schöpfen und geben können.

Auch in meinem Podcast Mindfulness Matters erzähle ich darüber. Höre gern mal hinein in die Folge: Mindfulness Matters 

Alles Liebe

Maren

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