Muss ich vegan sein, wenn ich spirituell sein will?
Ich kann gar nicht sagen wie viel mit diesem Satz nicht stimmt. Aber fangen wir von vorne an und schauen wir uns das Thema einfach mal an.
Muss ich vegan sein, wenn ich spirituell sein will?
Ich kann gar nicht sagen wie viel mit diesem Satz nicht stimmt. Aber fangen wir von vorne an und schauen wir uns das Thema einfach mal an.
Ich persönlich hab mich als 9-jährige entschieden Vegetarierin zu sein. Das machen viele Kinder. Einfach aus dem Grund weil sie Tiere mögen und sie diese nicht essen möchten. Ist kein großes Ding, meine Mutter hat das akzeptiert und da ich 9 war, hatte ich immer noch den Niedlichkeitsbonus und musste mich nicht groß erklären.
Mit 12 fing ich jedenfalls wieder an Fleisch zu essen, aber das ist eine andere Geschichte.
Das zweite Mal vegetarisch wurde ich, als ich begann, intensiv Yoga zu praktizieren.
Weil ich einfach keine Lust mehr drauf hatte. NOT. Tatsächlich hatte das damals moralisch-ethische Gründe. Und nachdem mein Yogalehrer in so ziemlich jeder Stunde erzählte wie wichtig es für unseren Körper, unsere Seele und den Weltfrieden wäre, sich vegan zu ernähren, habe ich mich irgendwann dazu entschieden.
Hat sich das gut angefühlt? Oh ja.
War das ein besonders spiritueller Akt meines Yogalehrers? Nein. Nope.
Zwar blieb ich beim Vegetarismus und wechselte kurz darauf auch zum Veganismus. Aber das war nicht selbstverständlich. Denn ich machte es zu Beginn nicht mit einer Ruhe aus mir heraus, im völligen Einklang mit mir und der Welt.
Zu Beginn war damit viel Emotionalität verbunden. Ich verstand nicht, warum andere Menschen Fleisch essen. Zwar behielt ich diese Gefühle für mich (es gibt wirklich-wirklich nichts Schlimmeres als missionierende Veganer), außer ein einziges Mal – und das bereue ich noch immer (seitdem nennt mich meine Freundin nur noch Veggie und erinnert mich damit jedes Mal an meinen Aussetzer) – aber dennoch war ich innerlich nicht gerade Zen was das Thema anging. Ich war wütend auf die Welt und kämpfte dabei mehr mit mir als mit irgendwem oder irgendwas. Nicht sehr spirituell.
Der Kampf hatte einzig und allein mit mir zu tun
Und letztendlich hatte dieser Kampf nicht mit den Omnivoren, der Fleischindustrie, oder der Massentierhaltung zu tun. Sondern einzig und allein mit mir.
Und genau an diesem Punkt wird es spirituell. Ich erkannte, dass ich jahrelang unglaublich hart zu mir selbst war. Und diese Wut und dieser Frust projizierte ich auf alle, die tierische Produkte zu sich nehmen. Ich erkannte, dass es Gründe gibt, warum ich so hart zu mir selbst war. Und ich fing an zu arbeiten. An mir, an meinem Geist, meiner Seele. Ich schaute mir alles an, räumte auf und löste auf.
Du kannst dich nicht zwingen, vegan zu sein, wenn du es nicht fühlst aus deinem tiefsten Inneren, wenn dir dein Körper nicht sagt, dass du es tun sollst und wenn du es nicht mit Freude und Spaß macht.
Du kannst dich nicht zwingen, spirituell zu sein
Genauso wenig kannst dich nämlich zwingen, spirituell zu sein, wenn du es nicht aus tiefstem inneren und aus purer Freude machst. Was auch immer du für eine spirituelle Technik anwendest. Und genau darum geht’s. Du musst deinen Weg gehen. Und wenn du andere von was überzeugen willst, gibt’s nur eins: Geh mit bestem Beispiel voran. Und lass die Menschen selbst entscheiden – und ihren Weg gehen.